Wald im Klimastress

Regenreiches Jahr verhilft Wäldern im Landkreis zu leichter Erholung.

Pressemitteilung, 15.08.2024 – Die Dürrejahre 2018 bis 2020 haben den Wäldern stark zugesetzt.

Dürre Buchenkronen bei Schlat, im Hintergrund der Hohenstaufen
Dürre Buchenkronen bei Schlat, Quelle Forstamt Göppingen

Nach einem feuchten Jahr 2023 und einem nassen ersten Halbjahr 2024 haben sich die Bäume ein klein wenig erholen können. Trotzdem sind die Folgen der Vorjahre im Landkreis noch gut zu erkennen. Die Forstliche Versuchs und Forschungsanstalt in Freiburg sieht im Rahmen des Waldzustandsberichts leichte Erholungstendenzen, aber auch weiterhin hohe Absterberaten.
 
Trotz üppigem Niederschlag in 2024 prägen hohe Absterbearten sowie ein schlechter Kronenzustand der Bäume vielerorts das Waldbild. Dies zeigt sich in der zufälligen Holznutzung, also der ungeplanten Ernte von Holz aufgrund von Schäden. Im Landkreis Göppingen lag der Anteil der zufälligen Nutzung bei rund einem Drittel. Mit anderen Worten bedeutet dies, dass jeder dritte Baum gefällt wurde, weil er durch Insekten, Pilze, Dürre, Sturm und Co. stark geschädigt wurde. Der größten Anteil an ungeplanter Nutzung kam aus Borkenkäferschäden an Fichte, aus Eschentriebsterben und durch starke Trockenschäden an Buchen. Die Borkenkäferausbreitung steht dabei auch in direktem Zusammenhang mit Hitze und Trockenheit.
 
Leider schaffen es die stark geschädigten Bäume nicht, sich vollständig zu regenerieren. Meist werden die Dürreschäden an Stamm und Krone als auch die Schäden durch Schädlinge erst in den Folgejahren richtig sichtbar, wenn einzelne Äste oder Kronenteile nicht mehr austreiben und absterben.
 Das ist vor allem auf flachgründigen, steinigen, tonigen und südexponierten Hängen gut zu sehen. “Auf Grenzstandorten mussten Bäume schon immer mit wenig Wasser und hohen Temperaturen umgehen. Fällt in der Vegetationsperiode aber noch weniger Niederschlag kommen selbst diese Überlebenskünstler an ihre Grenzen und sterben ganz oder teilweise ab.”, so Forstamtsleiter Thomas Maier.

Dies ist vor allem entlang von Steigen oder an felsigen Aussichtspunkten gut zu erkennen. Hoffnung wird auf die neue Baumgeneration gesetzt, welche sich im allgemeinen deutlich vitaler als die Altbäume zeigt. “Diese Naturverjüngung wächst mit Dürre und Hitze auf. Sie kennen es nicht anders und passen sich an das neue Klima besser an. Zumindest solange die Klimaextreme im Rahmen bleiben und keine massenhafte Vermehrung von Schädlingen eintritt.”, so Maier. Dieser Anpassungsprozess wird durch die Förster gezielt unterstützt, indem eine früher Auswahl und Förderung bei den ganz kleinen Bäumen, der Verjüngung, erfolgt. Die Förster entwickeln den Wald dabei auf Grundlage der neu überarbeiteten Waldentwicklungstypen-Richtlinie, die für jede Baumart und jeden Standort die optimale Pflege und Bewirtschaftung darstellt. Kalkreicher oder staunasser Boden? Fichte oder Eiche? Südhang oder Tallage? Das und vieles mehr sind relevante Faktoren für einen Waldbau, der einen gesunden und stabilen Wald fördert.
 
Kommen neben Dürre und Hitze noch Massenvermehrungen von Schädlingen dazu, wie es bei den Borkenkäferarten an Fichte der Fall ist, sterben die Bäume reihenweise ab. Diese Entwicklung geht so lange, bis alle Fichten verschwunden sind. In Göppinger Wäldern wird deshalb die Baumarten- und Strukturvielfalt gefördert, um klimaresiliente Mischwälder zu erhalten. Im Landkreis Göppingen dominieren damit auch heute schon naturnahe Laubmischwälder das Waldbild und tragen zu einer stabilen Waldstruktur bei.
 
Hintergrund:
Jedes Jahr untersucht die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt BW in Freiburg (FVA) den Gesundheitszustand der Waldbäume in Baden-Württemberg – seit den 1980er Jahren. Der Indikator für die Beurteilung des Waldzustands ist der Kronenzustand der Bäume, der den Nadel-/Blattverlust und die Vergilbung von Nadeln und Blättern beurteilt. Gemeinsam mit den Untersuchungen anderer Bundesländer fliesen die Ergebnisse im Waldzustandsbericht der Bundesregierung zusammen.
Als Ergebnis daraus gelten aktuell 44 % des Fläche Deutschlands als deutlich geschädigt. Zusätzlich zu Dürre und Hitze beeinträchtigen weiterhin Schadorgansimen wie Borkenkäfer und Pilze die Vitalität der Wälder. Auch Eichen haben zunehmend mit Schädlingen, wie dem Eichenprachtkäfer, zu kämpfen.
Ein gesunder Wald ist ein essentieller Faktor beim Klimaschutz. So binden allein die Bäume in Deutschland laut der Kohlstoffinventur von 2017 jährlich etwa 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Ein guter Grund sich aktiv für unsere Wälder einzusetzen.

Ansprechpartnerin

Forstamt
Diana Tröger
Telefon: 07161 202-2420
E-Mail: forstamt@lkgp.de

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