Symbiose zwischen Mehlbeeren und Singvögeln

Über die Wichtigkeit der seltenen und einheimischen Baumart Mehlbeere

Pressemitteilung, 12.08.2024 – Die Mehlbeere (Sorbus aria) ist Baum des Jahres 2024. Und das zurecht.

solitär stehende Mehlbeere
Mehlbeere im Hutewald Hohe Lehr bei Donzdorf-Winzingen, Fotografin: Diana Tröger

Neben ihren Eigenschaften als trockenheitstolerante Überlebenskünstlerin, ist die Mehlbeere auch ökologisch äußerst wertvoll.  Sie ist wichtige Futterpflanzen für unsere einheimischen Vögel. Auch die engen Verwandten der Mehlbeere, Eberesche (Sorbus aucuparia), Speierling (Sorbus domestica) und Elsbeere (Sorbus torminalis) sichern mit ihren beerenartigen Apfelfrüchte einen wichtigen Beitrag für die Ernährung der Singvögel im Herbst und Winter.
 
Die einheimischen Sorbus-Arten gehen mit Vögeln eine Symbiose ein, indem die Vögel die Apfelfrüchte verspeisen und die darin enthaltenen Baumsamen über ihren Vogelkot verbreiten. So gelangen die Samen an entlegene Orte, wo sie unter geeigneten Umständen keimen und wachsen und neue Standorte besetzen, eine „Win-Win-Situation“.
 
Zwar schmecken die Früchte der Eberesche einem größeren Publikum an Singvögeln, jedoch sind deren Beeren bereits im August/ September reif. Die Früchte der Mehlbeere reifen erst ab Oktober und bieten zu einer Zeit Nahrung, wo das Futterangebot knapp ist.
Maßgeblich für die Verzehrbarkeit ist die Größe der Früchte. Mit ihren durchschnittlich 11 mm Durchmesser können nur größere Singvögel, wie Amseln und Drosseln die Früchte in Gänze schlucken. Die kleineren Vögel picken nur Teile der Frucht ab. Aber nur ganz geschluckte Früchte dienen der Mehlbeere zur Ausbreitung, da die Samen dabei unbeschädigt bleiben.

Neben ihrer Rolle als Vogelnährgehölz gilt die Mehlbeere mit ihrer Wärme und Trockenheitstoleranz auch als „Klimabaum“. Die Mehlbeere ist bisher ein eher unbekannter Baum, aber wert seine Bekanntheit zu steigern. Mit 12, selten auch mal 15 Meter Wuchshöhe sticht sie nicht heraus. Sie wächst meist einzeln an Waldrändern, in Heiden, an Steilhängen und auf Felsblockhalden. Je schwieriger die Wuchsbedingungen umso kurioser und buschiger wird ihre Wuchsform. Sie ist in Deutschland ein Baum der Hügel- und bergigen Landschaften bis in den alpinen Raum hinein, wo sie bis auf etwa 1600 m klettert. Wichtig sind ihr vor allem sonnige Standorte und wenig Konkurrenz. Ihr ansprechendes Aussehen, ihre Vorliebe für offene Standorte und ihre Fähigkeit, auch längere Trockenperioden zu ertragen, haben die Mehlbeere zu einem gern gepflanzten Stadtbaum werden lassen. Als i-Tüpfelchen dürfen wir ihre wunderbaren weißen Blüten im Frühjahr und die Relevanz als Bienenweide nicht vergessen. Die Stadtimker freuen sich.
 
Es ist zu erwarten, dass die Mehlbeere auch mit der in den kommenden Jahren sicherlich höheren Sonneneinstrahlung und den zunehmenden Trockenperioden gut zurechtkommen wird. Mit ihrer nahen Verwandten, der Elsbeere, gilt sie als eine der vielversprechendsten Baumarten im Klimawandel. Im Landkreis Göppingen werden Vorkommen erhalten und Grenzstandorte mit dieser Baumart bepflanzt. Was ihr am Albtrauf sehr gefällt, sind kalkreiche Böden. Daher gehört sie unbedingt in die Göppinger Landschaft. Ein Hoch auf diese seltene einheimische Baumart.

Ansprechpartnerin

Forstamt
Diana Tröger
Telefon: 07161 202 2401
E-Mail: forstamt@lkgp.de

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